Einführung

Hauptwerk

Werkausgabe
ab 2015: Jean-Gebser-Reihe (JGR)


Gesamtausgaben
1975/86, 1999


Übersetzungen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


«Ursprung und Gegenwart»

Jean Gebser hat in seinem Hauptwerk einen wesentlichen Beitrag zur Bewusstseinsphänomenologie geleistet. Er hat bereits in den 50er Jahren des 20. Jh. darauf hingewiesen, dass unsere Epoche eine Übergangsepoche ist, vergleichbar etwa mit der Übergangszeit um 600 v.Chr., als in Griechenland (parallel dazu in Indien und China) der Mensch den Schritt vom Mythos zum Logos zu leisten hatte.

Damals fand der Wechsel statt vom bildhaften zum begrifflichen Denken. Der Mensch erwachte aus der Schicksalsabhängigkeit, der Abhängigkeit von den Göttern, der Abhängigkeit von einer Mythengemeinschaft zur möglichen individuellen Freiheit, zum Willen, das Leben selber bestimmen und verantworten zu können. Es waren zunächst nur einige Pioniere des neuen, des mentalen Bewusstseins: Heraklit, Parmenides, Sokrates, Platon, die den Schritt in die mentale Klarheit geleistet haben. Das Kollektiv war noch lange nicht soweit.

In Wellen hat dieses mentale Bewusstsein sich Bahn gebrochen: Die Renaissance um 1500, die Reformation, die Aufklärung des 18. Jh. sind wesentliche Einschnitte, besser Wellenberge in diesem nicht-linearen Prozess.


Wo stehen wir heute?

Heute ist das damals neue mental-rationale Bewusstsein – in Europa wenigstens und in Europas Nachfolgekulturen – das wirklichkeits-bestimmende Bewusstsein geworden, es hat sich in 2500 Jahren konsolidiert, es ist etabliert und stellt nun eine Möglichkeit dar, über die Menschen verfügen können (nicht notwendigerweise verfügen). Heute geht es um einen neuen Wandlungsprozess: Das mentale Bewusstsein wird durchbrochen und ergänzt von dem, was Gebser das integrale, aperspektivische oder akategoriale Bewusstsein nennt.

Dies sind bei Gebser zentrale, z.T. eigens von ihm geprägte Begriffe, Neologismen, die Gebser einsetzt, um eine neue Bewusstseinsmöglichkeit zu beschreiben und die er klar abgrenzt gegen das Nicht-Kategoriale, das Unperspektivische, das Irrationale.
Die Vorsilbe a- im Unterschied zu den anderen negierenden Vorsilben soll darauf hinweisen, dass ein Freisein von einem eingeschränkten Wirklichkeits- und Wahrnehmungsbereich gemeint ist, eine Erweiterung des Spektrums und nicht die Verneinung einer erworbenen Möglichkeit des Bewusstseins.

Damit ist eine wichtige Unterscheidung Gebsers eingeführt: Er unterscheidet «prae und post», eine Welt des Bewusstseins vor dem Entstehen des mental-rationalen Bewussteins und eine Welt, die über das Rationale hinausführt.






Am Wendepunkt

Wir befinden uns nach Gebser kulturgeschichtlich an einem Wendepunkt, an einem Übergang, ähnlich dem Übergang um 600 v. Chr. Jaspers hat im Anschluss an Gebser diesen Umbruch, der um 600 v.Chr. in den bekannten Hochkulturen fast zeitgleich einsetzt, «Achsenzeit» genannt. Heute geht es um den Übergang vom rationalen Bewusstsein ins integrale Bewusstsein. Wir leben also wieder in einer Achsenzeit. Dabei kann und soll der Ausschliesslichkeitsanspruch des Rationalen aufgegeben werden. Dieser Prozess beginnt mit der einfachen Erkenntnis, dass unser Bewusstsein nicht mit dem Verstand gleichgesetzt werden kann, sondern weit mehr umfasst. Es ist, wie Gebser in seinem Werk zeigt, mehrfach strukturiert.


Einbruch der Zeit
Hrsg. Rudolf Hämmerli
ISBN 978-3-907160-00-8

> Bestellen

Dieser Auswahlband mit Gebser-Texten erleichtert den Zugang zu Gebsers Werk.



Auszüge können Sie hier durch Klick auf den Link als PDF öffnen (linke Maustaste) oder herunterladen (rechte Maustaste, 'Ziel speichern unter...'):

> Einbruch der Zeit

Zum Lesen benötigen Sie den 'Adobe Reader':