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Mathias Schickel und Daniel Zöllner:
Evolution – Geist – Gott. Beiträge zu einer christlichen Philosophie

Die beiden Autoren engagieren sich mit ihrem Buch gegen die materialistisch-reduktionistische Grundprägung der heutigen Wissenschaften. Selber in diesem Betrieb als Mathematiker und Philosoph beheimatet, reagieren sie erhellend analytisch und gleichzeitig intuitiv kämpferisch, auf die verkürzte Darstellung von Mensch und Welt.

Ihr entsprechend lässt sich alles Sein einfach gesagt auf physikalische Prozesse reduzieren. Leben entsteht aus den Verbindungen von Stoffen und Energie. Da diese Prozesse nach bestimmten Gesetzmässigkeiten organisiert sind, geht es in der Wissenschaft darum, diese Prinzipien möglichst genau zu erkennen und zu beschreiben und ihnen entsprechend in die Welt einzugreifen.

In den drei Hauptteilen Philosophische Grundlegung, Theologische Entfaltung und Kritik und Reflexion greifen Schickel und Zöllner in aufeinander bezugnehmenden Einzelaufsätzen die drängenden Zeitfragen auf. Viel Energie wird in den zwanzig Kapiteln darauf verwendet, Einbrüche und Ergänzungen ins vorherrschende reduktionistische Weltbild beispielhaft zu beschreiben.

Sie gehen mit zahlreichen Zitaten von Pierre Teilhard de Chardin, Alfred North Whitehead, Jean Gebser, Heinrich Rombach und Thomas Nagel als Erweiterung der vorherrschenden naturwissenschaftlichen Tendenzen davon aus, dass sich die Entwicklung des Lebens nicht rein zufällig ereignet, sondern sinnvoll und zielgerichtet verläuft. Der monotheistische Gott steht für die Autoren am Ziel der Evolution und lässt die verschiedenen Entwicklungen zu ihm hinstreben.

Menschen sind in diesen Prozessen gefordert, durch ihr wachsendes Selbst-Bewusstsein die Entwicklung der Welt tatkräftig zu gestalten. Dabei ist die menschliche Grundlage klar naturgesetzlich organisiert. Der freie Wille lässt sich für Schickel und Zöllner dagegen nicht auf reine Physik reduzieren. Vielmehr erwächst diese Freiheit aus der Weiterentwicklung der Menschen durch die Liebe Gottes, welche in der Welt konstituierend mitwirkt.

Das Besondere im Buch Evolution – Geist – Gott ist das Plädoyer der beiden jungen Autoren für ein eine umfassendere Wahrnehmung und Darstellung der Gegenwart. Jedoch selbst den herrschenden akademischen Konventionen verpflichtet, müssen sich Schickel und Zöllner vorwerfen lassen, zwar die drängenden nächsten Entwicklungsschritte erkannt zu haben, diese aber noch zu verhalten darzustellen. Der Wunsch und die Ermutigung nach der spannenden und anregenden Lektüre äussern sich dahingehend, noch konzentrierter den Reichtum der menschlichen Konstitution aufzuzeigen und die liebevolle göttliche Begleitung ohne überholte konfessionelle Engführung zu entfalten. l
Markus Blaser

Die Autoren

Mathias Schickel, geb. 1985, Studium der Mathematik mit Nebenfach Informatik in Frankfurt am Main und Tübingen, Arbeitsschwerpunkte: Funktionalanalysis und Bildverarbeitung; katholisch, intensive Auseinandersetzung mit der Frage nach der Vereinbarkeit von Naturwissenschaft und christlichem Glauben.

Daniel Zöllner, geb. 1985, Studium der Philosophie und der Neueren deutschen Literatur in Tübingen, promoviert derzeit an der Universität Tübingen in Philosophie zum Verhältnis von Phänomenologie und Kognitionswissenschaft. Arbeitsschwerpunkte: Phänomenologie, Theorien der Bewusstseinsentwicklung (v. a. Jean Gebser), Philosophie des Geistes, Religionsphilosophie.

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